In Erinnerung an den großen, bescheidenen Reformer am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität, Dieter Fitterling


Dieser Fitterling ist heute nach einem berührenden Gedenkgottesdienst, geleitet von dem Kantor Isidoro Abramowicz aus der Synagoge Pestalozzistraße, von einer großen Gemeinde von Mitstreitern, Kolleginnen und Kollegen der Freien Universität, der jüdischen Gemeinde zu Berlin, seiner Partei, der SPD – und dem Kreis seiner großen Familie auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee begraben worden.

Der Geschichtswissenschaftler, der im Umfeld von Professor Georg Kotowski am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin gewirkt hat, war während der heißesten Zeit des Otto-Suhr-Institut in seiner Geschichte, der Zeit der Studentenbewegung, ein wirklicher Diplomat im Ringen um die Studienreform. Er hatte die Gabe, auf jedes Detail zu achten und war dadurch im Gespräch mit allen, auch den unversöhnlichen auf beiden Seiten: der bewahrenden und der stürmisch-reformierenden, von uns. Im Angesicht der Reformvorschläge, die auf die Institution hereinprasselten, war er derjenige, der alles wusste und immer wieder eine Lösung fand. Er war der wahre Diplomat der Studienreform in der Zeit der Studentenrevolte – und danach.

Seine ungeheuer kommunikativen Fähigkeiten stellte er in den Dienst derjenigen, die unter dem Nationalsozialismus besonders gelitten haben. Er gehörte zu denen, die den Auschwitz-Überlebenden und großartigen Historiker des NS, Joseph Wulf unter die Arme zu greifen versuchten, nachdem der an den harten Wänden deutscher Institutionen je neu gescheitert war. Joseph Wulf hat sich angesichts bitterer Erfahrungen dennoch wenig später das Leben genommen.

Zu den bleibenden Verdiensten von Dieter Fitterling gehört, dass er zusammen mit anderen trotz erheblicher Widerstände durch seine Hartnäckigkeit Erinnerungsstätten schuf. Besonders beeindruckend ist die Spiegel-Wand mitten in Steglitz, nahe dem Ort einer verbrannten Synagoge, mit all den Namen, die als Juden unter dem Nationalsozialismus gelitten hatten.

Wir haben uns an die feine, freundliche Haltung von Dieter Fitterling erinnert, der nach langer Krankheit am 1. April 2024 87-jährig gestorben ist.

(Hajo Funke)