Die Vernunft des TU-Kuratoriums: Die Präsidentin Geraldine Rauch bleibt


Geraldine Rauch hatte aus Schmerz über die Situation in Gaza ein wohl antisemitisches Tweet gelikt und sich dann glaubwürdig entschuldigt. Niemand behauptet ernsthaft noch, sie sei antisemitisch gesinnt.

Aber die etablierte politische Spitze in der Bundesrepublik fiel über sie her: der Rechtspopulist Friedrich Merz setzte sie ohne Beleg mit  Islamisten gleich und erklärte sie zur Feindin unserer Demokratie. Olaf Scholz strich sie folgsam aus einem Beratungsgremium. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Zimmermann warnte vor rechtsfreien Räumen. Die Bild-Zeitung erklärte sie zur Skandalprofessorin. Die Berliner CDU-Generalsekretärin forderte ihren Rücktritt: Sie wurde „zu einer Art Staatsaffäre“ (!) (Tsp, 11. 6.). Kurz: Sie war zum Abschuss freigegeben. Es wurde belegfrei gehetzt. Man schäumte. Und ein Armutszeugnis für jemanden im einflussreichsten politischen Amt und gleich noch seinem Prätendenten.

Umso beeindruckender, dass nicht der akademische Senat der TU, sondern das Kuratorium die Hochschulautonomie am gestrigen Montag massiv und wohlbegründet verteidigt hat. Und es gab öffentlich – wie durch die Professorin Dr. Miriam Rürup in Interviews wie mit dem rbb in den Tagen zuvor – und in vielen privaten Gesprächen eine Welle der Solidarität und der Verteidigung von Hochschulautonomie und dem Recht auf Versammlungsfreiheit, einschließlich von Besetzungen angesichts fortlaufender Massaker an der palästinensischen Zivilbevölkerung. Ein Ausdruck erfolgreicher Zivilcourage.