SWP| Machtkämpfe im Gerichtssaal


Brisante Akten, die unerwähnt bleiben; Zeugen, die nicht geladen werden: Der NSU-Prozess soll Licht ins Dunkel des Heilbronner Polizistenmords bringen. Einige Anwälte glauben nicht, dass das noch gelingt.

THUMILAN SELVAKUMARAN | 

Orangefarbene Stühle, braune Tische, 250 Sitzplätze. Der Raum A 101 im Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße 16 in München ist aufgebaut wie eine Arena. Von oben blicken knapp 100 Prozessbeobachter – die meisten Journalisten – auf den runden Saal, wo die Hauptangeklagte Beate Zschäpe sich gelangweilt räkelt, umringt von Verteidigern und Polizisten. Daneben 62 Nebenklagevertreter, acht Richter, vier Generalbundesanwälte. Das ganze wirkt wie ein mediales Schauspiel, inszeniert wie ein Theaterstück – wäre da nicht die Brisanz des Falles.

Zehn Morde sollen auf das Konto des Terror-Trios „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) gehen. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt haben Selbstmord begangen. Beate Zschäpe muss sich im NSU-Prozess wegen Mittäterschaft, schwerer Brandstiftung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Die Generalbundesanwaltschaft ist überzeugt: Es kommen nur diese drei Personen als Täter in Frage – auch beim Polizistenmord 2007 in Heilbronn. Doch stimmt das auch?

Seit Mai wird der Prozess geführt, obwohl die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind – ein ungewöhnlicher Vorgang. Manche Prozessbeobachter, darunter ein pensionierter Polizeigewerkschafter aus Baden-Württemberg, stellen sich die Frage: Kann das Gericht tatsächlich Licht ins Dunkel bringen? Nebenklagevertreter wie Yavuz Narin meinen Nein. Ihm stimmt Walter Martinek zu. Er vertritt den Polizisten Martin A. aus Heilbronn, der den Anschlag 2007 trotz eines Kopfschusses überlebt hat. Seine 22-jährige Kollegin Michèle Kiesewetter starb damals neben ihm im Fahrersitz auf der Heilbronner Theresienwiese.

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